Zahara de los Atunes wirkt wie ein Ort, der an seiner eigenen Existenz zweifelt. Die kleine andalusische Siedlung an der Costa de la Luz an Spaniens südlicher Atlantikküste gilt als Zentrum des Thunfischfangs, heißt es. Wer zu dem kleinen Kreis der Eingeweihten gehört, die jenes wissen, vermelden die Reiseführer nicht. Besuchern erscheint er wie ein längst vergessener Irrtum, der achselzuckend hingenommen wird. Wim Wenders könnte hier seinen spanischen ‘Out of Zahara’ drehen. Die Kulisse paßt.
Nun gut, im Sommer findet hier ein Hippiemarkt statt und tatsächlich gibt es eine kurze Thunfischsaison. Dann fahren die Fischer mit ihren Holzbooten raus. Zusammen kreisen sie mit einem langen Netz Thunfischschwärme ein. Zum Schluss verengen sie den Kreis solange bis die Fische gefangen werden können. Das Ereignis zieht Besucher an. Ihretwegen wurden mehrere Restaurants und locker verstreute Hotels gebaut, die den Ort erst erkennbar machen. Außerhalb der wenigen Tage mit Markt und Thunfischfang ist der Ort beruhigend verlassen. Die Restraurants haben abenteuerliche Öffnungzeiten, ganz nach Laune der Inhaber und des Personals. Verirrt sich ein Gast zum Mahl dorthin, geht der Kellner den Koch suchen. Das kann dauern. Solange bleiben die Gäste alleine. Man hat Vertrauen. Wo sollen sie auch hin? Am Strand liegt das Hotel Gran Sol. Es ist hervorragend und außerhalb der wenigen Eventtage relativ günstig.
Auf der einen Seite wird Zahara de los Atunes von einem breiten gelben Standstrand begrenzt. Vom Inland her schlängelt sich ein schmaler Fluss auf den Ort zu, der an seiner Seite einen kleinen länglichen See bildet und die letzten 10 Meter bis ins Meer nicht mehr schafft. Die Kraftlosigkeit des Flusses hat dem Ort seinen Stempel aufgedrückt. So wie dieser nur an wenigen Tagen durch den Regen in den inländischen Anhöhen seiner Art gerecht wird und dann aussieht wie ein Fluss mit Mündung ins Meer, hat der Ort einige betriebsame Tage, um für den Rest des Jahre in einer Ruhe zu versinken, die buddhistischen Mönchen Minderwertigkeitskomplexe bescheren könnte.
Wer die Ruhe abseits des touristischen Trubels mag und sich selbst beschäftigen kann, wird sich hier wohlfühlen. Spaziergänge am Strand, eventuell Angeln, ein Cafe con Leche und etwas Süßes vom Konditor, heimisches Fernsehen auf seinem Zimmer im Hotel Gran Sol bei offenere Terrassetür, zielloses Schlurfen durch den Ort bar jeder baulichen Sehenswürdigkeit und der Blick auf das Meer lassen jeden herunterkommen. Erholung pur, falls man die Ruhe erträgt.
Fotoarchiv: Zahara de los Atunes
Ein Ruderboot am Strand
Hier seht ihr ein Fischerboot am Strand des kleinen Ortes Zahara de los Atunes an der südlichen Atlantikküste Spaniens. Der Ort an der Costa de la Luz (Spaniens Küste zum Atlantischen Ozean hin) in Andalusien in Südspanien ist als Zentrum des Thunfischfanges bekannt.
Genau so habe ich den Ort in Erinnerung. Man konnte nicht weiter nach Süden (Tarifa) fahren. Da war ein großes Militärmanöver im Gange. Vielleicht ist der Ort die Sackgasse. Der Nebenort Barabate kam mir auch wie eine verlassene Sommerfrische vor.