Kambodscha. Der Name weckt Assoziationen an den früheren Bürgerkrieg, die Roten Khmer und die Killing Fields, auf denen schätzungsweise 200.000 Menschen ermordet wurden. Lang ist es her, meint man im ruhigen Deutschland. Aber die Vergangenheit ist nah und noch nicht abgeschlossen.
1975 kamen die Roten Khmer, eine maoisitisch-nationale Guerillabewegung an die Macht. Mit Gewalt sollte das Land unter ihrer Herrschaft in einen Agrarkommunismus verwandelt werden. Historiker vermuten, dass ungefähr 2 Millionen Kambodschaner Opfer dieser Aktion wurden. Vietnamesische Truppen griffen auf Bitte der politischen Opposition ein, verdrängten die Roten Khmer und besetzten das Land. Der Westen war seinerzeit nicht gerade ein Freund der Vietnamesen. Die USA hatten 1975 ihren Vietnamkrieg verloren. Das war eine herbe Blamage. Infolgedessen wurde die Roten Khmer, die nach dem Ende ihrer Herrschaft vor allem in Nordwestkambodscha im Untergrund weiter aktiv blieben, vom Westen unterstützt. Dazu zählte neben den USA auch die BRD. Die Vietnamesen zogen 1989 ab. 1991 vereinbarten die kambodschanischen Bürgerkriegsparteien einen Friedensvertrag. Eine Übergangsverwaltung der United Nations stellte eine 16.000köpfige Friedenstruppe. Sie entwaffnete die Kämpfer und sah zu, dass die bewaffnete Streitigkeiten abnahmen. Für 1993 wurde eine Wahl organisiert. Eine Verfassung trat in Kraft. Die Roten Khmer waren selbst danach weiter aktiv. Ihre letzten Einheiten ergaben sich erst 1998. Ihr Anführer, der berüchtigte Pol Pot, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, kam aber 1998 im Gefängnis um. Mittlerweile hat sich die innenpolitische Lage in Kambodscha beruhigt.
Touristen entdecken das Land. Die Kriminalität nimmt ab. Die Korruption ist ein weitverbreitetes Phänomen. Die Rote Khmer Vergangenheit ist juristisch noch nicht aufgearbeitet.
Dramatisch sind die gegenwärtigen Folgen der unruhigen Jahre. Viele Gebiete Kambodschas wurden mit Landminen versehen. Nach Afghanistan und Mauretanien/West-Sahara gilt kein anderes Land dieser Welt als so minenverseucht wie Kambodscha. Rund 4 Millionen Landminen befinden sich dort. Eine ungeheure Anzahl! 40 Jahre werden als durchschnittliche Haltbarkeit einer verbuddelten Mine angegeben. Sie fordern jedes Jahr viele Opfer. Tote und Verstümmelte.
Die schweren Regenfälle während der Monsunzeit verlagern die leichten Kunststoffminen. Die besonders heftigen Regenfälle im vergangenen Oktober, die zu den schlimmsten Fluten der vergangenen 10 Jahre geführt haben, trugen ihren Teil dazu bei, die gefährlichen Sprengsätze wegzuschwemmen. Das erschwert das Finden der Minen und das Markieren ihrer Standorte.