Kambodscha. Der Gunther hatte eigentlich keine richtige Aufgabe mehr in Wien, zumindest keine, die ihm Spaß machte. Dabei war er erst 39. Kein Alter, um auszusteigen oder in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Die Rente wäre auch in diesem Alpenstaat nicht üppig ausgefallen. Im Sommer hatte er seine Srey kennengelernt, in Phnom Phen in Kambodscha und ist mit ihr in den Süden gefahren zu ihren Eltern nach Kho Khon, ganz hinten an der thailändischen Grenze. Erst 2009 baute man hier Brücken mit EU-Mitteln hin, für eine 170km Strecke, bis dahin ging alles nur per Boot. Und dort kam dem Gunther eine Idee.
So sah man ihn Monate später einchecken am Wiener Airport, rechts eine Brutmaschine, links noch ein wenig Handgepäck. In der Brutmaschine befanden sich acht befruchtete Eier. Das wusste nur keiner. Die Ausfuhr von Tieren aus der EU ist strengstens verboten, befruchtete Eier zwar auch, aber die sieht ja keiner. Das überforderte doch nun wirklich den Zoll, wer soll denn das auch noch überprüfen, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht.
Heute ist Gunther der Hühnerbaron in Kho Khon. Seine Hühner sind krankheitsunanfällig, wesentlich psychisch stabiler als das allgemeine kambodschanische Huhn und vor allem sind sie schmackhafter. Ich traf Gunther beim Deutschen in Phnom Phen. Dortmund gewann schon wieder und auf die Frage, wie viel Hühner er schon hat, sagte er: „176“, „1000?“, „ne, Stück“.
Dann kann ja nix mehr schief gehen.
Wenn ich so Motorrad fahren müßte, wäre das wohl mein vorzeitiges Ende. Leben die Hühne etwa noch? Ihre Köpfe stehen seltsam ab, beim toten Huhn müßte die doch runterhängen. Andere Länder, andere Sitten.