Das Abenteuer liegt um die Ecke, sagt man. Nicht immer. Denn auf PhiPhi Island liegt das ganze Abenteuer auf einer Landungsbrücke. Hier entscheiden sich Urlaube, Beziehungen, Stimmungen, Verluste, Gewinne. Hier geht es ums Geld, ums Ankommen und vor allem auch ums Verschwinden. „To get in to get out – wir müssen rein um rauszukommen“ sangen Genesis in den 70ern in ihrem Song „Carpet Crawler“. Den Text hatte damals niemand verstanden. Jetzt gibt es eine Lösung. Sie müssen ihn auf der Landungsbrücke auf PhiPhi Island geschrieben haben.
Ein Japaner hat seine Frau verloren und sein Schiff geht in zwei Minuten. Ein Deutscher hat das falsche Ticket und entscheidet sich fürs neue Ziel. Der australische Backpacker ist noch sichtlich angetrunken und fällt fast von der Pier. Ein Rollkoffertourist sitzt im Taxi-Longtailboot völlig falsch, er will nach Phuket, das sind 3 Stunden Wasserweg, im Longtail kommt er da niemals hin. Eine Taucherflasche fällt ins Hafengebiet und wird geborgen, ist ja gute Sicht. Die Taucherboote liegen Seite an Seite nebeneinander, das hintere fährt logisch zuerst, doch jeder setzt sich in das Erste, warum eigentlich? Die Hotelangebote hängen hier aus, doch keins ist aktuell. Die Zimmerhändler handeln mit heißer Luft, die Insel ist ausgebucht. Zwei Israelinnen tanzen vor der buddhastoffgeschmückten Bugspitze und machen ihr eigenes Handy-Video, die Tagestouristen sitzen in praller Sonne auf dem weißen Bugspitze des Dampfers und diskutieren über Hautkrebs.
Eilig wird ein vergessener Alukoffer durch die Menge geschoben, weit hinten im letzten Schiff wedelt ein Mann sehr auffällig mit den Armen, es ist wohl sein Koffer. Die Ticketschalter liegen nebeneinander und bieten alle Preise fürs gleiche Produkt, so kostet das Ticket nach Krabi einmal 250, einmal 300 und einmal 400.
„Unser Körper ist kein Rettungsring“, wer auch immer dieses Schild gemalt hat, es passt zum Genesis-Song. Und wer den versteht, versteht auch PhiPhi Island.
Genesis in Carpet Crawler:
Die Teppichkrabbler bedecken den Fußboden im roten ockerhaltigen Flur
Beim zweiten Blick auf die Leute, haben sie mehr Herzblut als vorher
Sie bewegen sich langsam auf eine schwere hölzerne Tür zu
Wo das Auge der Nadel winkt und die Armen ausschließt
Die Teppichkrabbler folgen ihren Rufern:
“Wir müssen rein um rauszukommen”
Es gibt nur eine Richtung der Gesichter, die ich sehe
Aufwärts zur Decke, wo, wie man sagt, die Kammer sein soll
Wie der Wald um das Sonnenlicht kämpft, das seinen Weg durch jeden Baum findet
Werden sie durch den Magneten hochgezogen und glauben, sie seien frei
Die Teppichkrabbler folgen ihren Rufern:
“Wir müssen rein um rauszukommen”
Jawoll!!!!?
zum Hören: http://www.youtube.com/watch?v=Q-jKXv0EtLY
und die großartige Lyrik im Original:
http://www.stlyrics.com/songs/g/genesis1632/thecarpetcrawl400627.html
Anmerkung von oxly1.de: Danke für das Einstellen der Lyrics. Aus urheberrechtlichen Erwägungen haben wir den Text gegen einen Link ausgetauscht.
Schöner Text,meine Laune hat sich gerade gebessert. Keep on travelling!
Hi, ich habe mir nach diesem klasse Beitrag ein paar Genesis Videos von YouTube reingezogen. Gute Musik, kannte ich noch gar nicht. Ist ja auch altes Zeug, das nicht so häufig im Radio läuft.
Schön geschrieben und nett analysiert! In der Regenzeit (ist hier nicht so dramatisch) ist das aber relaxter auf Phi Phi.
Wunderbar, gut geschildert, hohes Blogniveau!